Artenvielfalt in Hamburg, die Initiativen und Fördermittel

Aufgegeben am Montag 03 Juli, 2023

Insekten haben schon seit einiger Zeit zu kämpfen. Neue Studien zum Insektensterben bestätigen: Um die Insektenbestände ist es weltweit schlecht bestellt. Der fortschreitende Klimawandel und die intensive Landwirtschaft reduzieren die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, und es wird erwartet, dass in den kommenden Jahrzehnten bis zu einer Million Insektenarten aussterben könnten. Glücklicherweise gibt es Städte wie Hamburg, die den Kampf gegen das Insektensterben aufgenommen haben, indem sie die Stadt nachhaltiger und grüner gestalten. Weltweit ist Hamburg die Stadt, die in Sachen Dachbegrünung am weitesten voraus ist. Seit 2014 gibt es in der Hansestadt die sogenannte Gründachstrategie. Das Ziel: Mindestens 70 Prozent der Neubauten und Sanierungsdächer sollen begrünt werden. Um dies zu fördern, gibt es Fördermittel und viele Initiativen, die den Dialog über die Begrünung erweitern und die Umsetzung gesetzlich regeln. Die Forschung zeigt inzwischen, dass sich diese Bemühungen positiv auf die städtische Artenvielfalt auswirken.

Forschung zeigt: Gründächer fördern Lebensraum für Käferarten, Bienen und Wespen

Untersuchungen der Universität Hamburg und der Züricher Hochschule im Auftrag der Umweltbehörde auf Hamburgs Gründächern haben ergeben, dass hier mindestens 235 Käferarten zu Hause sind. Darunter sind auch Arten, die auf der Roten Liste stehen. Es waren sogar Arten darunter, die die Biologen ebenfalls überrascht haben. Auch viele Wespen- und Bienenarten wurden nachgewiesen. Die Studie zeigt, dass der Bau von Gründächern in den letzten Jahren in Hamburg einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt hat. Dieses positive Ergebnis wirkt als Katalysator für weitere Initiativen. So beinhalten die Hamburger Begrünungsmaßnahmen unter anderem das erste urbane Naturschutzgroßprojekt in Deutschland "Natürlich Hamburg! Die artenreiche Stadt". Das Ziel: Mehr biologische Vielfalt in Parks und Naturschutzgebieten sowie mehr Erholungswert für Menschen in einem der größten städtischen Ballungsräume Deutschlands zu schaffen.

Umweltsenator Jens Kerstan hofft, dass „die Stadt mit Natürlich Hamburg! als bundesweit erstem Projekt dieser Art auch andere Städte inspirieren kann“.

Gründach mit Wildblumen
Foto-Credits: Koninklijke Ginkel Groep 

Schutz von Bestäubern für die Ernährungssicherheit

Die Förderung der biologischen Vielfalt, wie sie in Hamburg angestrebt wird, steht im Einklang mit einer neuen EU-Initiative. Darin werden Ziele und konkrete Maßnahmen für das Jahr 2030 zum Schutz von Bestäubern wie Bienen und anderen Insekten festgelegt. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius erklärte: "Bestäuber bestimmen die Zukunft der Natur und die langfristige Ernährungssicherheit. Wir müssen sofortige, gezielte Maßnahmen zum Schutz der Bestäuber ergreifen, da sie für unsere Ökosysteme, Gesellschaften und Volkswirtschaften von unschätzbarem Wert sind." Daher müssen in ganz Deutschland Maßnahmen zum Schutz und zum weiteren Ausbau der Artenvielfalt ergriffen werden. Dies geht auch aus einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hervor. Sie zeigen, dass Schmetterlinge und Wildbienen am meisten unter dem Wachstum der Städte leiden. Schrumpfende Lebensräume und Nahrungsquellen lassen ihre Populationen schrumpfen. "Wenn wir unsere Städte mit Blick auf das Angebot für Bestäuber besser gestalten, können wir zumindest einen Teil der negativen Folgen des Städtewachstums kompensieren", fasst Theodorou, Biologe an der MLU, zusammen.

Gründach mit Sedum und Kräuter
Foto-Credits: IBIC bv

Fördermittel für Dachbegrünungen in Hamburg

Eine Maßnahme, mit der Hamburg die Insekten beschützen will, ist eine umfassende Gründachstrategie. Um das ehrgeizige Ziel dieser Gründachstrategie, 70 Prozent der Dächer in Hamburg zu begrünen, voranzutreiben, wurden umfangreiche Fördermittel in Höhe von mindestens 3 Millionen Euro bis Ende 2024 zur Verfügung gestellt. Projekte können einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Kosten pro Quadratmeter erhalten, maximal 100.000 Euro pro Projekt. Und das zeigt Wirkung. Bislang wurden 325 Anträge eingereicht und 94.000 Quadratmeter begrünte Dächer genehmigt und installiert. Das sind etwa 5 % der Flachdächer in der Stadt Hamburg. Ein guter Anfang, den die Stadt stetig auf 70% ausbauen will.

„Städtebaulich relevante Projekte finden in Hamburg kaum mehr ohne Gebäudebegrünung statt.“ - Landschaftsarchitektin Hanna Bornholdt

Subventionen für Fassadenbegrünung

Neben der Förderung der Hamburger Dachbegrünung wird ab 2020 auch die Fassadenbegrünung finanziell unterstützt. Wandgebundene Fassadenbegrünungen werden pauschal mit 40 % der förderfähigen Kosten bezuschusst. Mit der Förderung werden freiwillige Maßnahmen bis zum Jahr 2024 subventioniert, und die maximale Förderhöhe beträgt 100.000 € je Bauwerk.

Das grüne Dach von Sempergreen mit Sedum und Kräuterpflanzen zieht viele nützliche Insekten an
Foto-Credits: IBIC bv

Begrünte Dächer in Kombination mit Solarmodulen

Begrünte Dächer sind auch eine sinnvolle Ergänzung zu einem Dach mit einer Photovoltaik-Anlage. Sedum Vegetationsmatten lassen sich um und unter den Solarmodulen anbringen. Die Pflanzen auf dem Gründach sorgen für mehr Kühlung.  Die Leistung der Solarmodule ist bei kühlen Dächern höher als bei warmen Dächern. Somit erhöht ein Gründach die Produktion von Solaranlagen und reduziert Energiekosten. Die höhere Leistung (pdf) der PV-Module in Kombination mit einem Gründach kann zwischen 5 bis 16 % sein. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: die Förderung der Artenvielfalt und die Erzeugung von nachhaltigem Strom.

„Städte brauchen Natur: für mehr Artenvielfalt, natürlichen Klimaschutz, zur Vorsorge für die Folgen der Klimakrise und natürlich als Erholungsräume für die Menschen, die hier leben.“ - Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Gründach mit Biodiversitätspaket erweitern

Ein Gründach ist bereits eine große Bereicherung für die innerstädtische Natur. Möchten Sie noch mehr tun? Dann können Sie Ihr Gründach mit einem Sempergreen Biodiversitätspaket ergänzen. Dieses Paket besteht aus einer ausgewogenen Menge von Steinen, Baumstämme, Wirts- und Nektarpflanzen, Sand und Kies. Die perfekte Kombination, um Nistmöglichkeiten, Schutz und Nahrung für Insekten, Vögel und Schmetterlinge zu bieten.

Weitere Informationen über Gründächer

Möchten Sie wissen wie ein Gründach oder eine grüne Fassade Ihr Objekt oder Ihre Gemeinde bereichern kann? Kontaktieren Sie unsere Experten. Sie helfen Ihnen gerne weiter.

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