Keine Betonwüste, sondern grüne Opulenz: nachhaltige Gewerbegebiete

Aufgegeben am Donnerstag 26 Januar, 2023

Es ist zu heiß oder zu nass, und die Aussicht ist oft nichts Besonderes. Viele Gewerbegebiete und Büroparks sind grau und unattraktiv. Überraschend, denn die Standorte werden intensiv genutzt und sogar ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung arbeitet tagtäglich dort. Diese „Betonwüsten“ sind oft veraltet und bedürfen dringend der Klimaanpassung. Glücklicherweise ändert sich dies jetzt mit finanzieller Unterstützung der Regierung.

Von effizient zu zukunftsorientiert

Wir erleben zunehmend negative Folgen des Klimawandels wie Hitzestress, Überschwemmungen und Verlust der Artenvielfalt. Es gibt auch wirtschaftliche Schäden, die sich nur verschlimmern werden, wenn wir nicht handeln. Deshalb werden in den Städten bereits Schritte im Bereich der Klimaanpassung unternommen. Durch klimakrisengerechtes Handeln, wie zum Beispiel die Begrünung von Gewerbegebieten, lässt sich viel gewinnen. Die Auswirkungen der Klimakrise haben auch einen direkten und indirekten Einfluss auf Industriegebiete und die dort ansässigen Unternehmen. Denn Gewerbegebiete sind rein auf Effizienz und Zugänglichkeit ausgelegt, ohne Rücksicht auf die Lebensqualität von Mitarbeitern und Tieren. Oft sind es versteinerte Flächen mit wenig Grün, viel Asphalt, Betonblöcken und Flachdächern. Nicht umsonst zeigen Untersuchungen, dass Industriegebiete die heißesten Orte eines Landes sind.1

Diese Standorte leiden auch oft unter Überschwemmungen, die Biodiversität ist gering und es ist nicht angenehm, für die Menschen zu arbeiten, die einen Großteil ihrer Zeit hier verbringen. Und da diese Standorte mehr als 18 % der der bebauten Fläche einnehmen2, hat jede positive Veränderung hier eine besonders große Wirkung.

Visualisierung eines klimasicheren Gewerbegebiets von Wilfried Jansen von Lorkeers
Bild: Wilfried Jansen of Lorkeers - Quelle: IVN Natuur Educatie

Gewerbegebiete, die Hotspots des Landes

Die Hauptursache für die oben genannten Probleme ist die Versteinerung des Bereichs. An diesen Orten ist es an warmen Tagen deutlich heißer als an Orten mit viel Grün. Dadurch entsteht ein Wärmeinseleffekt, der sowohl für Menschen als auch für Tiere in der Umgebung Hitzestress verursachen kann. Wenn sich in den nächsten dreißig Jahren nichts ändert, könnte die gefühlte Durchschnittstemperatur an einem Sommertag in einem Gewerbegebiet auf 40,8 Grad Celsius steigen.3 Aufgrund der Hitze müssen Klimaanlagen schneller laufen und verbrauchen dadurch mehr Energie.

Die nationale Hitzestresskarte des Climate Service Center Germany (GERICS) für die 401 Kreise und kreisfreien Städte bietet einen schnellen Einblick in die „Hotspots“.

Die Versteinerung kann auch Überschwemmungen verursachen, weil die Kanalisation bei Starkregen überläuft. Das Regenwasser kann nicht entweichen, da der Boden hauptsächlich aus Beton, Stein und Asphalt besteht. Und weil Industriegebiete weiter wachsen, wird der Lebensraum von Pflanzen und Tieren immer kleiner. Die Standorte blockieren auch die Korridore vieler Tiere, was auch der Artenvielfalt in der Region schadet. Und das ist besorgniserregend, denn wir haben nur 40% unserer ursprünglichen Biodiversität in Europa. Ohne Biodiversität und gesunde Ökosysteme wird es in Zukunft zu einer großen Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit kommen. Es ist also Zeit für  klimakrisengerechtes Handeln sowie aktive Nachhaltigkeit und Ökologisierung.

Ein Gründach auf dem IKEA-Dach in LudwigsburgReduzieren Sie Hitzestress mit einem begrünten Dach, wie hier auf dem IKEA-Gebäude in Ludwigsburg, Deutschland

Klimafreundliche Arbeitslandschaft

Es gibt auch gute Nachrichten: Gewerbegebiete eignen sich sehr gut für Biodiversitätsmaßnahmen. Sie liegen zwischen Stadt und Land. Dies ermöglicht es ihnen, Lebensraum für städtische und ländliche Flora und Fauna zu bieten und sogar dazu führen, dass sich diese Flora und Fauna vermehren. Sie bilden auch einen guten Korridor von einem Lebensraum zum anderen. Es ist vergleichbar mit einer Wildbrücke über die Autobahn, aber für Vögel und Insekten statt für größere Tiere. Schließlich gibt es oft eine Kombination aus unbebautem Land, das für Pionierarten geeignet ist, und dauerhaften Grünstrukturen für dauerhafte Pflanzenarten.4

Das ist ausgezeichnet, denn die Begrünung hat neben der Verbesserung der Biodiversität noch so viele weitere Vorteile, insbesondere für die Menschen, die dort arbeiten4:

  • Ein grünes Arbeitsumfeld reduziert Stress und der Blick ins Grüne steigert sogar die Konzentration.
  • Pflanzen reinigen die Luft, sodass Menschen weniger Feinstaub einatmen, und mehr Sauerstoff in die Luft abgegeben und CO2 gebunden wird
  • Grün hat eine kühlende Wirkung. An heißen Sommertagen kann der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land bis zu 7⁰C betragen.
  • Die Begrünung sorgt dafür, dass das Regenwasser abfließen kann und/oder temporär gespeichert wird (Wasserpuffer).
  • Dadurch wird es auch für Unternehmen attraktiver, sich ggf. mit einer Corporate-Social-Responsibility-Strategie im Gewerbegebiet anzusiedeln.
  • Außerdem steigt durch die Begrünung auch der Wert der Immobilie und Unternehmen können steuerliche Vorteile erhalten, wenn sie ihr Gebäude begrünen.

Nennenswert ist zudem, dass ein schönes grünes Gewerbegebiet die Visitenkarte für Besucher darstellt. Ein gutes Beispiel für einen klimasicheren Gewerbepark ist Park 20|20 in Hoofddorp, Niederlande, der auf der Cradle to Cradle-Philosophie basiert. Hier gibt es viel Grün, sowohl auf als auch um die Gebäude herum. Sehen Sie, wie dieses nachhaltige Gewerbegebiet im Sommer aussieht:

Von Grau zu Grün

Begrünung, wie geht das? Gewerbegebiete haben einen großen Vorteil. Wo Menschen in der Stadt oft mit Platzmangel zu kämpfen haben (und daher schwierige Entscheidungen treffen müssen), haben gewerbliche Gebiete mit Firmengebäuden oft den Platz, um alle möglichen grünen Lösungen zu installieren. Wenn Sie an Begrünung denken, denken Sie vielleicht zuerst an das Hinzufügen von Pflanzen, Bäumen und Sträuchern. Je mehr Grün Sie installieren, desto kühler wird die Umgebungstemperatur. Oft hat es auch eine schalldämpfende Wirkung. Gräben, Teiche, Bioswales und durchlässige Parkplätze sind ein guter Anfang für eine natürliche Wasserspeicherung. Blumenwiesen dienen auch der Entwässerung und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Außerdem ist es ein sehr attraktives Umfeld, um beispielsweise in der Mittagspause entlang zu laufen.

Auch die Gebäude selbst können mit Grünfassaden und Gründächern begrünt werden. Diese Lösungen bieten ebenfalls Vorteile. In mehreren Bundesländern gilt eine Solarpflicht, die Pflicht zur Installation von PV-Anlagen auf Objekten.5 Auf welchen ist je nach Bundesland unterschiedlich. Wenn Sie die Solarmodule in Kombination mit einem Gründach installieren, liefert dies mindestens 6 % zusätzliche Energie.6 Darüber hinaus wirken Gründächer als Regenwasserpuffer (auch in Form von Retentions- und Detentionsdächern) gegen Hochwasser, sind ein Zuhause für Vögel und Insekten und sorgen für Kühlung im Inneren des Gebäudes.

Auch Fassadenbegrünungen wirken wärmemindernd. Für das Raumklima bedeutet dies, dass sich die Klimaanlage 33 % weniger „anstrengen“ muss. Dies wiederum führt zu Energieeinsparungen. Außerdem verliert ein Gewerbegebäude 30 % weniger Wärme, wenn eine Fassadenbegrünung installiert wird.7 Und die natürliche luftreinigende Wirkung von Pflanzen sorgt dafür, dass die Luftqualität deutlich verbessert wird. Schließlich tragen grüne Fassaden auch zur Biodiversität und zum Schallschutz in der Umgebung bei. Installiert man zusätzlich eine Pflanzenwand im Inneren des Gebäudes, hat das auch erhebliche Vorteile für die Mitarbeiter.

Sowohl die Installation von Gründächern als auch von Grünfassaden tragen zu BREEAM- und LEED-Zertifikaten bei. Es hilft Unternehmen auch dabei, ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung näher zu kommen.

Eine schöne grüne Fassade am Hauptsitz von PolyEine grüne Fassade sorgt nicht nur für ein angenehmes Arbeitsumfeld und eine bessere Umwelt, sondern sieht auch schön aus

Finanzielle Unterstützung durch die Regierung

Um einen Gewerbepark grüner und nachhaltiger zu machen, muss also einiges getan werden. Glücklicherweise gibt es derzeit Unterstützung von der Regierung, um dies zu erreichen. Hier ist eine Liste mit einer Reihe von Programmen und Subventionen für Dach- und Fassadenbegrünungen. Auch gibt es die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Mehr dazu lesen Sie hier.

Weitere Informationen zur Begrünung von Gewerbegebieten

Sie möchten mehr Informationen zur Begrünung Ihres Bürogebäudes? Dann kontaktieren Sie unsere Experten. Sie helfen Ihnen gerne weiter!

KontaKt

Möchten Sie wissen, welche Schritte Sie unternehmen können, um Ihren Gewerbepark grüner zu machen? Weitere Informationen finden Sie hier.

Quellen:

  1. https://stadszaken.nl/artikel/1761/wonen-op-bedrijfsterreinen-te-heet
  2. https://aktion-flaeche.de/flaechensparende-industrie-und-gewerbeentwicklung
  3. https://www.ivn.nl/werklandschappen-van-de-toekomst/nieuws/miljoenenimpuls-voor-groene-bedrijventerreinen
  4. https://www.tijdelijkenatuur.nl/Uploaded_files/Zelf/20200318-tn-brochure.80eeda.pdf
  5. https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/wo-eine-solarpflicht-gilt-206871/
  6. https://www.interpolis.nl/magazine/wonen/een-groen-dak-en-zonnepanelen-wat-levert-het-op
  7. https://www.plymouth.ac.uk/news/living-walls-can-reduce-heat-lost-from-buildings-by-over-30-study-shows